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Digitales Magazin • Dezember 2023

 

  


umschau bücher • dezember 2023


 

 

 

kunst des fragens

Susanne Gödecke, Mariano Kasanetz, Philipp Kleinfercher, Wolfgang Schneider, Donata Simon und Mathias Wais, Wert und Kunst des Fragens. Sechs Sensibilisierungen, Esslingen 2023.

Wie entdecken wir die orientierende und initiierende Kraft des Fragens wieder? Wie lernen wir, unsere wesentlichen Fragen zu lieben, vielleicht sogar mehr als die Antworten, denn sie sind der Motor von Entwicklung. Über die Medien werden uns ständig Antworten präsentiert, die geschickt um unsere Aufmerksamkeit buhlen, obwohl wir sie gar nicht gesucht haben. Wie wirkt sich das auf unsere geistige Energie und unsere Fähigkeit aus, eigene Fragen zu formulieren und umzusetzen? Wie können wir diese schöpferische Kraft, die in einer ersten Phase mit dem lebendigen Wachstum im Kleinkindalter explodiert, wiederfinden und neu beleben, um bewusste die Kunst des Fragens auszuüben? Sechs Autoren haben sich auf die Suche nach der Kunst des Fragens gemacht. Ihre Anregungen und Praxisbeispiele sensibilisieren uns dafür, das immense Potenzial des Fragens zu entdecken.

 Wert und Kunst des Fragens. Sechs Sensibilisierungen

 


 

vertrauen als lebensprinzip

Ruth Ewertowski, Vertrauen. Vom Verlust und Finden eines Lebensprinzips, Stuttgart 2013.

«Wer einem Menschen vertraut, vertraut dem ganzen Menschen, auch wenn er weiss, dass dieser in Details schusslig, unpünktlich oder unfähig ist. Das Vertrauen geht aufs Ganze, das Wissen ist Stückwerk. Das Vertrauen hat eine Gewissheit, die durch noch so viele Informationen nicht zu erreichen ist. Und während die Menge der Information zum Gegenstand einer Sucht wird, trägt das Vertrauen eine bewegte Ruhe in sich, die auf etwas anderes als das Berechenbare geht. Es sieht mehr und anderes als das Misstrauen, das in seiner Vorliebe für das Schlechte das Unsichtbare, das Geistige, das schöpferische Potenzial, das Werdende nicht sehen kann. Das Vertrauen sieht produktiv …» (S. 14). Wie kann Vertrauen seine produktive Kraft entfalten, ohne in Naivität zu verfallen? Ruth Ewertowski, Autorin und Redakteurin der Zeitschrift Die Christengemeinschaft, skizziert in ihrem Buch die Umrisse einer Lebensenergie, die sowohl in jedem einzelnen Leben als auch in der Geschichte der Menschheit von immenser Bedeutung ist. Der Entwurf liest sich wie ein wohltuendes Gegengewicht zu einer Welt, die im grellen Neonlicht zu versinken droht.

 Ruth Ewertowski, Vertrauen

 


 

digitalisierung und individualisierung: wie wollen wir mit automaten leben?

Philipp Kovce, Birger P. Priddat (Hg.), Selbstverwandlung. Das Ende des Menschen und seine Zukunft. Anthropologische Perspektiven von Digitalisierung und Individualisierung, Marburg 2022.

Dass die Digitalisierung zunehmend unser Leben bestimmt, ist längst Gemeinplatz. Beschleunigt durch die Fortschritte im Einsatz von Formen der künstlichen Intelligenz wuchert darüber in Institutionen und Medien ein kaum zu durchdringender Meinungsdschungel. Und wohl noch nie hat sich ein technisches Medium so viel mit sich selber beschäftigt. Wer sich gründlicher mit den Fragen des Verhältnisses des Menschen zur Digitalisierung auseinandersetzen möchte, sei dieser Sammelband empfohlen, der 25 sehr verschiedene Perspektiven von Philosophen, Sozial- und Kulturwissenschaftlern zu Grundfragen der Digitalisierung versammelt, meist als Originalbeiträge, teils als Wiederabdrucke. Autoren sind unter anderen Roland Benedikter, Stefan Brotbeck, Byang Chul Han, Salvatore Lavecchia, Konrad Paul Liessmann, Steffen Mau und Roberto Simanowski. Herausgegeben wurde der Band, inzwischen schon in 2. Auflage erschienen und auch als e-book erhältlich, von Philipp Kovce und Birger P. Priddat von der Universität Witten/Herdecke. Wie alle wissen, ist auch der Bereich von Bildung und Schule stark von der Digitalisierung betroffen. Herausfordernd und erfrischend ist es da, beispielsweise zum digitalen Wandel in der Bildung im Beitrag von Liessmann zu lesen, dass ein vernünftiges Bildungssystem am besten «so wenig digital wie möglich» (S. 277) sein soll, indem es mit Wirklichkeiten zu tun habe: «Dazu gehören Erfahrungen und Begegnungen mit Menschen und Dingen, mit Ideen und Formen, die keinen technischen Apparat benötigen, der sie aufwendig zur Erscheinung bringt. Wohl stimmt es: Niemand möchte ausschliesslich in einer prädigitalen Welt leben. Das wäre auch unsinnig. Doch wer sich nur im Digitalen bewegt, hat auch aufgehört zu leben» (S. 280).

 Philipp Kovce, Birger P. Priddat (Hg.), Selbstverwandlung

 


 

Redaktion