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Digitales Magazin • November 2023

 

  


umschau im netz • november 2023


 

 

 

das ideale gymnasium?

In seinem anregenden Beitrag zur Weiterentwicklung der gymnasialen Maturität in der Zeitschrift Republik sieht Philippe Wampfler in den aktuell laufenden Reformen in Bund und Kantonen nur ein Weiterso wie bisher. Wirkliche Reformen für die Ermöglichung erfolgreicher Lernerfahrungen an Mittelschulen müssten für ihn an folgenden Eckpunkten ansetzen: 1. Fachfreies Lernen an konkreten Themen. 2. Viel weniger Stoffvermittlung, sondern Verantwortung der Lernenden für ihre Lernvorhaben. 3. Keine leeren Gruppenarbeiten mit Pseudo-Kollaboration, sondern echte Formen der Zusammenarbeit in Bezug auf reale Probleme in der Welt. 4. Verstärkte Übergabe von Verantwortung für Schulorganisation und Schule an die Lernenden.

Solange Lernende und Lehrende auf immer mehr Fächer mit abstrakten Stoffmengen festgelegt werden, stehen solchen Impulsen gewaltige Hindernisse im Weg. Wampfler, Deutschdidaktiker und Lehrer für Deutsch und Mathematik an der Kantonsschule Uetikon am See, begrüsst es, dass die Schulleiterkonferenz der Zürcher Kantonsschulen immerhin festgehalten hat, dass ein Abbau des Stoffdrucks, eine «inhaltliche Reduktion in den Lehrplänen» und mehr Zeit für «projektartiges Arbeiten» an «realen Problemstellungen» wünschenswert sei. Er ist sich natürlich klar darüber, dass seine Vorschläge bildungspolitisch irreal und nicht umsetzbar sind. Doch andererseits kann jede Lehrperson und Schule immer beginnen, mit solchen und weiteren Ausrichtungen zu arbeiten.

 Philippe Wampfler, Wie sieht das ideale Gymnasium aus? Republik, 21.08.2023

 


 

waldorfpädagogik und anthroposophie

In einer lesenswerten, vierteiligen Artikelreihe in der Zeitschrift Das Goetheanum setzt sich Tomáš Zdražil, Professor an der Freien Hochschule Stuttgart für Waldorfpädagogik, feinsinnig mit dem Verhältnis von Waldorfpädagogik und Anthroposophie auseinander. Er beschreibt eine zunehmende Verunsicherung und zahlreiche Klischees in Bezug auf dieses Thema in der Öffentlichkeit und in den Waldorfschulen. Differenziert arbeitet er heraus, dass die Wurzel der Problemstellung darin liegt, dass Steiner nach dem Ersten Weltkrieg die Anthroposophie in unabhängigen praktischen Lebensgebieten initiierte und in vielschichtiger Weise für verschiedene Zielgruppen vertrat. In der Waldorfpädagogik kann es niemals um Lehrgebäude der Anthroposophie als solche gehen, sondern hier ist Anthroposophie eine freie Methode, um eine an der Natur des Menschen orientierte pädagogische Praxis zu begründen, zu erweitern und zu vertiefen. 

 Tomáš Zdražil, Wie verhalten sich Waldorfpädagogik und Anthroposophie zueinander? Teil 1, Das Goetheanum, 23.06.2023 (Artikelserie in vier Teilen, Juni bis August 2023)

 


 

eine missverstandene generation?

Unter Einbezug der Jugendfoschung beschreibt Gina Buhl in einem interessanten Beitrag bei SRF Verständnis, Selbstverständnis und Missverständnisse um die «Gen Z», also der etwa zwischen 1997 und 2012 geborenen jungen Generation. Wahrnehmung und Selbstwahrnehmung pendeln zwischen Unverbindlichkeit, Spasshaben, frühem Burnout und vor allem erhöhter Ichwirksamkeit. Stärker als früher will man als Individuum leben und wahrgenommen werden. Die Qualitäten, die Buhl hier im Hinblick auf das Arbeitsleben darstellt, dürften vollständig auch für das Leben in den Schulen, welche diese Generation besucht, gelten.

 Gina Buhl, Die missverstandene Generation. Darum bewegt sich Gen Z auf dem Arbeitsmarkt wie auf Tinder, Schweizer Radio und Fernsehen SRF, srf.ch, 24.10.2023

 


 

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